Vorwort Referenz Impressum

Die Gruppe hat Gedanken, Fragen und kurze Texte zum Thema “Cyberfeminismus” in einem Texteditor zur kollaborativen Bearbeitung von Texten gesammelt.

Alle Arbeitsentscheidungen wurden in Kollektiven getroffen. Gemeinsam wurden die Fragesätze aus den Texten gefiltert und diesen im nächsten Schritt jeweils eine Aussage aus den Texten zugeordnet. (Kapitel 0)

Es entstand eine Art Algorithmus der kollektiven Intelligenz. Bei dem Prozedere wurden jedoch nicht alle Fragen beantwortet und somit blieben Aussagen offen und alleinstehend.

Die kollektive Intelligenz drehte den Vorgang um: offen gebliebene Fragen dienten als Hinterfragung der übrig gebliebenen Aussagen und wurden dahinter gesetzt. (Kapitel 1)

Schließlich wurden beide Kapitel zu einem für sich stehenden Text fusioniert, in dem es keine Fragen, keinen Singular und keine Ausgrenzung mehr gibt. (Kapitel X)

die chronik des lernprozess’  zum cyberfeminismus in drei stufen:
KAPITEL 0: fragen mit aussagesätzen als antwort
KAPITEL 1: hinterfragte aussagesätze
KAPITEL X: der (vermeintlich) cyberfeministische filter, kollektivierung

KAPITEL 0

was macht cyberfeminismus? :

: das thema wird immer größer, je mehr formulierungen es gibt. 

was bedeutet es, ein schirm zu sein? :

: eigentlich bekomme ich immer alles, alles gute  ich bin weiß ich bin eine hetero cis-frau  mein papa ist ingenieur  meine augen sind blau

was wollte ich doch noch gleich tun? :

: ironie und metaphorik statt wahrheit und klarheit

ist cyberfeminismus eine metapher? :

: cyberfeminismus ist nicht alles; ich brauche erstmal die zeit, um die aspekte, die mich am cyberfeminismus-thema am meisten interessieren, mit möglichkeiten einer schreib-praxis in verbindung zu bringen.

wenn ich vier verschiedene bildschirme bespiele und während einer zoom-sitzung zwar selbst gesehen werden kann, aber die anderen gesichter tatsächlich gar nicht angucke, sondern mich auf ganz anderen seiten herumtreibe - ist das nicht sehr unhöflich? :

: dass du mir nicht gegenüber sitzt und ich nicht im zugzwang bin, ist ein segen.

was wären das für handlungen? :

: ich wühle in den offenen browsertabs, bis ich dich schließlich finde.

oder ein video von polizeigewalt bei den hygienedemos in berlin? :

 : augen auf, augen zu

was für "verantwortungen”? :

: beziehung, verbindung.

wer setzt sich für gleichberechtigung ein, wenn keine konkrete stimme auszumachen ist? :

: kommt kinder, wir waschen unsere hände in unschuld!

„besser“, für wen? :

: wenn meine großeltern sterben, erbe ich (das geld und die schuld)

wir lösen kategorien auf, was meinen wir aber mit dem begriff cyberfeminismus? :

: ganz wunderbar. von außen betrachtet. und von innen.

habt ihr auch das gefühl, dass die allermeisten menschen dazu neigen, den faktor sozialisierung maßlos zu unterschätzen? :

: zwischen youtube, twitter und instagram

sehe ich nicht vielleicht vielmehr einen endlosen facebooknewsstream an, während du mir so konzentriert und fest in die augen blickst? :

: einige meiner zerbrochenen teile haben dich getroffen. 

 

bist du noch bei mir? :

: es ist ironisch.

was ist cyberfeminismus? :

: ah, richtig. kommunikation.

was machen wir wenn wir kommunizieren? :

: zum lesen brauchen wir nicht mal mehr ein paar sekunden. zum antworten eventuell ein klein bisschen mehr. danach ist der task abgehakt und wir widmen uns wieder dem zufluss an informationen um uns rum

wer ist „wir“? :

: alle geheimnisse, tausende, millionen von nebenflüssen.

was machen wir aus cyberfeminismus? :

: mein vorschlag ist vage, beginnt aber hier: wenn wir uns als gruppe in einem zoom-meeting “treffen“, könnten wir mit verschiedenen blicken spielen. 

was für neue freiheiten bräuchte das bild? :

: ironie im aktivismus. 

wie wird es wohl sein, wenn wir erst alle (in hoffentlich allzu ferner zukunft) mit diesen google-glasses rumrennen und sich kein mensch mehr sicher sein kann, dass er* gerade angesehen wird, nur weil das gegenüber in dessen richtung guckt?! :

: hollywood lässt grüßen.

woher soll ich wissen, ob mein gegenüber wirklich mit mir spricht? :

: wir müssen mit gestik, mimik, gefühlen und unvorhersehbaren reaktion umgehen.

wo ist das individuum im kollektiv, wo ist das kollektive im individuum? :

: anders als ein puzzle gibt es kein großes bild, das alles zusammen macht. alles verbindet sich nur.

was passiert mit uns, wenn unser gehirn plötzlich nicht mehr darauf vorbereitet ist auf einen längeren zeitraum auf das gegenüber zu achten und einen ständigen austausch an informationen mit sich auszumachen? :

: wir entscheiden persönlich im kollektiv.

erschaffen wir die kultur oder erschafft die kultur uns? :

: schon die frage ist eine falsche!

was ist der feminismus und was ist das feministische internet? :

: 10% des mainstreams und 90% der nebenflüsse.

die kategorie, alle kategorien zu hinterfragen; zu zerstören?  :

: es gibt keinen körper von mir, wir zerschmettert und zwischen null und eins schwimmen frei im netzwerk.

was ist natürlich? :

 

: vergessen.  

wo ende ich, wenn ich nicht anfange? :

: wir alle werden alles sein können, von außen und innen aber wir müssen nicht  alle farben werden mehr leuchten wir können uns überall hin bewegen

 

teilt sich meine aussagekraft kohärent mit der anzahl der bildschirme, auf die sich mein gesicht aufteilt? :

: in der welt der unbegrenzten möglichkeiten, bin ich zur unkenntlichkeit verwaschen. ich bin alles und bin nichts. fuck. 

KAPITEL 1

cyberfeminismus ist eine antwort, die eine frage ist; eine gegenfrage; nein plural: sind gegenfragen, aber selbst das wäre zu viel behauptet und gleichzeitig zu wenig.  jede*r ist teil mit den eigenen ideen und jeder teil ist eine eigene idee. :

: ist die existenz als teil oder als idee angenehmer?

es gibt keine falschen fragen, nur falsche antworten. :

: wenn mir die grenzen zeit, raum, größe genommen werden; wenn ein das zu etwas wird, worüber sprechen wir dann?

es ist in n verstreut, kein riesiger hauptstrom. :

: inwieweit findet teilhabe statt und inwiefern ausschluss? 

die heftigen proteste in den usa haben mich die letzten tage viel zur reflektion über sozialisierung angeregt. :

: was denke ich, was du von mir denkst, wenn ich mich so oder so darstelle, und was denkst du von mir, wenn du merkst, dass ich mich gerade in szene setze?

infragestellen von trennungen natur/kultur, technik/mensch, lebewesen/objekt, post-gender/ gender celebration usw. kybernetik (selbstorganisierter/-organisierender raum) :

: wie sehen diese begriffe in der gesellschaft aus? 

mir ist die idee gekommen, genau mit diesen unmerklichen verschiebungen zu spielen. für mich bedeutet ein offenes browserfenster schließlich die gesamte sichtfläche, die meine augen konzentriert wahrnehmen können. :

: schaut man sich an oder doch nur aneinander vorbei?

kommunikation ist kein leichtes brot. und irgendwo dazwischen bist du. :

: was gibt es für strukturen? 

 1. ein internet, in dem niemand ausgeschlossen oder diskriminiert wird.  2. ein internet, in dem sich alle sicher fühlen  :

: was sind gemeinsamkeiten in unseren texten?

in meiner klug gefilterten weise zeige ich mich, wie ich bin. :

: wird ein ganz normales gespräch dann plötzlich eine ungewohnte stresssituation?

metaphorik  ist ein fisch, der sich windet und entwindet.  :

: wo bin ich denn, wenn ich nicht hier bin?

i am one of many. :

: vielleicht zu vervielfältigen?

zuerst haben wir das internet gemacht, aber jetzt gibt uns das internet, was uns interessieren sollte oder was wir zuerst lesen sollten.  wir werden die spiegel des internets. :

: bin ich lieber in echt, mit blick auf pixel oder lieber pixel mit blick auf echt?

das was wir vergessen, werden wir mehr vergessen. :

: brauchen wir ein teleskop oder ein mikroskop, um klarer zu sehen? 

den filter nicht auf 100. :

: was ist der feminismus und was ist das feministische internet?

KAPITEL X

das thema wird immer größer, je mehr formulierungen wir haben.  wir stellen die trennungen von natur/kultur, technik/mensch, lebewesen/objekt, post-gender/ gender celebration usw. infrage. kybernetik (selbstorganisierter/-organisierender raum) eigentlich bekommen wir immer alles, alles gute  wir sind alle wir sind * unser kollektiv ist sicher und aktiv unsere augen sind offen  ironie und metaphorik statt wahrheit und klarheit. in unserer klug gefilterten weise zeigen wir uns, wie wir sind.  cyberfeminismus ist nicht alles; wir brauchen erstmal die zeit, um die aspekte, die uns am cyberfeminismus-thema am meisten interessieren, mit möglichkeiten einer schreib-praxis in verbindung zu bringen.cyberfeminismus ist eine antwort, die eine frage ist; eine gegenfrage; nein plural: sind gegenfragen, aber selbst das wäre zu viel behauptet und gleichzeitig zu wenig. wir sind ein teil mit den kollektiven ideen und jeder teil ist eine kollektive idee. we are one of many. dass wir uns nicht gegenüber sitzen und wir nicht im zugzwang sind, ist ein segen. wir wühlen in den offenen browsertabs, bis wir uns schließlich finden und uns dann stetig updaten müssen. uns ist die idee gekommen, genau mit diesen unmerklichen verschiebungen zu spielen. für uns bedeutet ein offenes browserfenster schließlich die gesamte sichtfläche, die unsere augen konzentriert wahrnehmen können. augen auf, augen zu beziehung, verbindung. wir alle werden alles sein können, von außen und innen aber wir müssen nicht  alle farben werden mehr leuchten wir können uns überall hin bewegen kommunikation ist kein leichtes brot. und irgendwo dazwischen sind wir.  wenn unsere großeltern sterben, erben wir (das geld und die schuld) ganz wunderbar. von außen betrachtet. und von innen.  1. ein internet, in dem alle eingeschlossen und akzeptiert sind. 2. ein internet, in dem sich alle sicher fühlen. zwischen youtube, twitter und instagram wir stellen den filter nicht auf 100.  einige unserer zerbrochenen teile haben einander getroffen. metaphorik ist ein fisch, der sich windet und entwindet. wir sind ironisch. es gibt keine falschen fragen, nur falsche antworten.  ah, richtig. wir kommunizieren. zum lesen brauchen wir nicht mal mehr ein paar sekunden. zum antworten eventuell ein klein bisschen mehr. danach ist der task abgehakt und wir widmen uns wieder dem zufluss an informationen um uns rum. es ist in n verstreut, kein riesiger hauptstrom.  das was wir vergessen, werden wir mehr vergessen. blase = alle geheimnisse, tausende, millionen von nebenflüssen. unser vorschlag ist vage, beginnt aber hier: wenn wir uns als gruppe in einem zoom-meeting “treffen“, könnten wir mit verschiedenen blicken spielen.  zuerst haben wir das internet gemacht, aber jetzt gibt uns das internet, was uns interessieren sollte oder was wir zuerst lesen sollten. ironie im aktivismus.  hollywood grüßt uns. wir müssen mit gestik, mimik, gefühlen und unvorhersehbaren reaktion umgehen. die heftigen proteste in den usa haben uns die letzten tage viel zur reflektion über sozialisierung angeregt.  anders als ein puzzle haben wir kein großes bild, das alles zusammen macht. alle verbinden sich nur. wir entscheiden persönlich im kollektiv. schon die frage ist eine falsche! 10% unseres mainstreams und 90% unserer nebenflüsse. es gibt keinen körper von uns, wir zerschmettern uns zwischen null und eins und schwimmen frei im netzwerk.

Autor*innen

Tristan Marie Biallas, Tabea Brinkmann, Yeonjung Lee, Maximilian Muselmann, Jan Reuter, Flora Lou Matilde Saß, Ysbell Schöps, Jonas Töpfer

Gruppe2 Schreibprozess
Gruppe2 Text